Karten

Grundkarte: Projektsample

Räumliche Zuweisung und Abdeckung

Die im folgenden kartierten Daten beruhen auf Texte der Datenbank westjiddischer Dialektliteratur (DWJD). Insgesamt stehen uns 349 Quelltexte unterschiedlichen Umfangs und Qualität zur Verfügung. Für die Kartierung konnten 20% (70 Texte) nicht berücksichtigt werden, da ihnen die Zuweisung eines eindeutigen Ortspunkts und/oder einer Konfession des Verfassers möglich war. Die verbleibenden wurden ausgehend von der Herkunft der Autoren bzw. bei anonymen Verfassern auf Grund des Publikationsortes und Wirkungsraums einem Ortspunkt zugewiesen. Insgesamt sind 64 unterschiedliche Orte im Sample gegeben.
Das Sample deckt weite Teile des ehemaligen westjiddischen Sprachgebiets ab. Lücken bestehen besonders im Nord- und Südwesten und Österreich. Dennoch repräsentiert das Sample weitestgehend die jüdische Bevölkerungsdichte im 19. Jahrhundert (vgl. Andre 1881: Karte "Die Verbreitung der Juden in Mitteleuropa"). Es fällt jedoch auf, dass verhältnismäßig viele Quellen im Nordosten gegeben sind, einer Region für die Andre (1881) eine eher dünne jüdische Bevölkerungsdichte verzeichnet.

Autorschaft und Konfession

Da unsere Quellen sowohl das Westjiddisch jüdischer als auch nicht-jüdischer Autoren repräsentierten, geben wir in den folgenden Kartierungen an, welcher Konfession die Belege zuzurechnen sind. Quellen jüdischer Autoren machen 29,8% (105 Texte) des Samples aus, während 44,4% (155) von nicht-jüdischen Autoren stammen. Wie in Schäfer (2014) gezeigt, sind die Quellen nicht-jüdischer Autoren durchaus authentische Imitationen des Westjiddischen und besonders im Bereich der Phonologie ein durchaus brauchbares Set an Sekundärquellen zum Westjiddischen.

Phänomene und Frequenzen

Kartiert werden lediglich Lexeme der germanischen Komponente. Dies ist zunächst dem Umstand geschuldet, dass uns nur sehr wenig Daten zur hebräischen Komponente vorliegen; hat darüber hinaus auch zum Vorteil, dass die Daten über das Mittelhochdeutsche als Bezugssystem mit den koterrotorialen deutschen Dialekten verglichen werden können. Dies erfolgt unter Bezug zum "Wenkeratlas" (WA) oder zum "kleinen deutschen Sprachatlas" (KDSA). Neben dem mittelhochdeutschen Bezugssystem geben wir zu jedem Vokal die Entsprechung nach Herzog (1965; basierend auf Weinreich 1960) an.
Die zehn häufigsten Phänomene, die im Korpus der DWJD auftreten sind (absteigend nach Häufigkeit): V12, V13 > /o/,/o:/ (a-Verdumpfung), V24 (mhd. ei) > /a:/, V44 (mhd. ou) > /a:/, Diminution Singular, V22 (mhd. ê) > /ei/, /ai/, Extrapositionen, V42 (mhd. ô > /au/), Kasus nach Präposition, V34 (mhd. iu) > /ei/ und Diminution Plural. Dem entsprechend sind diese Phänomene für Kartierungen am ergiebigsten. Die zehn häufigsten Lexeme des Korpus, die (west-)jiddische Merkmale aufweisen sind: ach/aach "auch", hob/hot "habe/hat", nischt "nicht", Memme "Mutter", jau "ja", ka "kein", Johr "Jahr", sau "so", Ette "Vater", Tate "Vater". Da nicht alle Quellen den gleichen Textumfang aufweisen und in unterschiedlicher Weise westjiddische Elemente aufweisen, sind einige Quellen in den Kartierungen öfter vertreten als andere. Die zehn Quellen mit den quantitativ meisten westjiddischen Merkmalen sind:
  • "Die Gebrüder Haas im Jahr 1848, oder: Das Loos Nr. 7777" (Friedberg 1853)
  • "Garkisch" (Mulhouse 1930)
  • "Die abgedankten Offiziere" (Wien 1778)
  • "A. H. Heymann. Lebenserinnerungen" (Strausberg 1909)
  • "De Chosen im Kladerkaschte" (Hs. Guggenheim-Grünberg-Archiv)
  • "Jakobs Kriegsthaten und Hochzeit" (N.N. ca. 1816)
  • "Der Papier-Markt zu Frankfurt am Main" (Hanau 1834)
  • "Der Judenball im Wäldchen" (Friedberg n.a.)
  • "Parodiee : Gedichtches u. prousaische Uffsätz" (Speyer 1832)
  • "Der travestirte Nathan der Weise" (Brandenburg a.d.H. 1804)

Hinweise zur Darstellung

In den nachfolgenden Phänomenkarten werden die Quellen pro Ort und Konfession gebündelt dargestellt. In der Legende wird die Quellenzahl pro Phänomen in Klammern angegeben. In der "erweiterten Karte" haben Sie die Möglichkeit Informationen über die einzelnen Quellen pro Ort zu bekommen und Zusatzinformationen (insbes. Daten des Wenker-Atlases) einzuladen. Durch klicken auf den jeweiligen Ortspunkt erhalten Sie die Information welche Quellen in den jeweiligen Datenpunkt eingeflossen sind (nur in "erweiterte Karte" möglich). Über "zu den Belegen" kommen Sie driekt zur Suchabfrage in der Datenbank der DWJD zum entsprechenden Phänomen.

→ erweiterte Karte



 
.:  Westjiddisch im (langen) 19. Jahrhundert  /  Philipps-Universität Marburg  :.