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Hessen (post)kolonial

An vielen Orten Deutschlands wurden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten lange Zeit über verborgene Zusammenhänge mit der deutschen Kolonialzeit aufgedeckt. Für Hessen ist das bislang kaum geschehen, obwohl im heutigen Bundesland zentrale Ausbildungsstätten (etwa Kolonialschulen) sowie die Geburts- und Wirkungsstätten von zahlreichen Forschungsreisenden und KolonisatorInnen, kolonialer BefürworterInnen ebenso wie kolonialkritischer AkteurInnen liegen.

Auf den folgenden Seiten schlagen sich Spurensuchen nach vergangenen und gegenwärtigen Relikten solcher Beziehungen zwischen Hessen und der erschlossenen Welt vergangener Jahrhunderte nieder. Sie finden sich in Straßennamen wie in Denkmalen, in Hinweisen auf „Kolonialwarenläden“, Völkerschauen und Kolonialausstellungen ebenso wie in der (Vor)Geschichte von Unternehmen, zum Teil heute noch tätigen Institutionen wie zum Beispiel Museen, in wissenschaftlichen Einrichtungen und Missionen und nicht zuletzt in Veröffentlichungen und der Alltagskultur.

Der Raum Hessen ist hierbei nicht trennscharf definiert, ebenso wenig sind dies die Kategorien des „Kolonialen“ bzw. des „Postkolonialen“. Vielmehr sind die Grenzen zur Exotik, zu „Orientalismen“ und zur Faszination für das Fremde oft fließend. Eine Erwähnung in diesem Zusammenhang beinhaltet auch keine moralische Wertung oder gar Anklage. Ziel ist es vielmehr, eine weithin verschüttete Dimension der deutschen und europäischen Geschichte am Beispiel einer Region offenzulegen, die - anders als etwa Hamburg, Bremen oder Berlin - sicher nicht im Zentrum der Kolonialgeschichte stand, aber doch in sehr charakteristischer Weise in sie eingeflochten war. Auf diese Weise werden Landes-, Globalisierungs- und Imperialgeschichte miteinander verschränkt und vielleicht sogar weitere Forschungen am konkreten Einzelfall angeregt.

Das hier präsentierte Projekt entstand im Kontext eines zweiteiligen zeitgeschichtlichen Hauptseminars im Sommersemester 2014 und im Wintersemester 2014/2015 an der Professur für Zeitgeschichte von Prof. Dr. Dirk van Laak an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. An seiner Ausarbeitung und Präsentation wirkten neben Dirk van Laak, Jürgen Dinkel, Lisa Eiling, Harald Gebbers, Michael Herbst, Christian Hoge, Lisa Kempus, Hannah Pompalla, Christian Schneebeck, Daniel Schuster sowie alle BeiträgerInnen mit, die durch ihre Wiki-Artikel zur Erforschung und Thematisierung (post-)kolonialer Diskurse, Akteure und Praktiken im hessischen Raum immens beigetragen haben.

Im Frühjahr 2017 übernahm schließlich auf Anfrage von Jürgen Dinkel der Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte von Prof. Dr. Benedikt Stuchtey an der Philipps-Universität Marburg die weitere Betreuung des Projektes, da die damals zentralen Gießener Akteure an andere Hochschulstandorte wechselten. Projektverantwortlicher ist seitdem Prof. Dr. Benedikt Stuchtey. Mitarbeiter sind Johannes Häfner, der sich in seinem Dissertationsprojekt mit Repräsentationen und Politiken des Kolonialen und Postkolonialen im hessischen Raum beschäftigt, und Philipp Horstmeier.

de/ueber_hessen_post_kolonial/ueber_hessen_post_kolonial.txt · Zuletzt geändert: 2020/01/21 16:35 von horstmeier