Marxist, Kolonialkritiker, Kosmopolit
Manabendranath Roy (1887-1954), geboren als Narendra Nath Bhattacharya, war ein aus Indien stammender antikolonialer Kosmopolit, Kommunist und radikaler Humanist.
Der aus einer Brahmanenfamilie stammende Narendra Nath Bahattacharya wurde in einem bengalischen Dorf nahe Arbalia geboren. Schon früh wurde er in antibritische Aktivitäten involviert und 1910 wegen Verbindungen zur Howrah-Sibpur Verschwörung gefangen genommen, ein Jahr später alleedings wieder frei gelassen.1) Versuche, während des ersten Weltkriegs mit der Hilfe deutscher Waffen eine antikoloniale Revolution durchzuführen, scheiterten und Roy war gezwungen, in die USA zu fliehen, wo er seinen Namen änderte. Als er dort entdeckt wurde, floh er mit seiner Frau Evelyn Trent nach Mexiko, wo er unter dem Einfluss Mikhail Borodins dem Kommunismus zuschwenkte.2)
In den 1920er-Jahren hielt er sich für mehrere Jahre in Deutschland auf, vor allem in Berlin und zeitweise in Frankfurt/Main. Am Frankfurter Institut für Sozialforschung kam er in Kontakt mit zahlreichen Mitarbeitern, nahm deren Ideen auf und verbreitete seine eigenen antikolonialen Standpunkte. Gleichzeitig verspottete er Formen des bewaffneten antikolonialen Widerstandes als nutzlos, mit nur dem Weg der antikapitalistischen Arbeiterrevolution als mögliche Befreiungsmöglichkeit.3)
In den 1930ern wurde Manabendranath wegen seiner antistalinistischen Einstellung aus der kommunistischen Partei geworfen. Aus dem deutschen Exil übte er scharfe Kritik an anderen sozialistischen Parteien, wie der britischen Labour-Partei, die er als Komplizen des europäischen Imperialismus wahrnahm.