War im 18. Jahrhundert Russland das bevorzugte Ziel hessischer Auswanderer gewesen, wurde es im 19. Jahrhundert (neben Brasilien) vor allem die USA. Die Motive waren ähnlich: wirtschaftliche Not und religiöse Unduldsamkeit in den Ausgangsgebieten, aber auch Experimentierfreude und Abenteuerlust. Gezielte Anwerbung spielte weiterhin eine wichtige Rolle, doch wurde die Auswanderung nun oft über spezielle Vereine längerfristig vorbereitet. Siehe auch: Inspirierte, Prinz Carl zu Solms-Braunfels, Gießener Auswanderungsgesellschaft, Bettina/Texas.
Mit „Hanauisch-Indien“ wird ein 1669 von Graf Friedrich Casimir von Hanau erworbener Landstrich in Guyana an der karibischen Küste Südamerikas bezeichnet.
Eine von Prinz Carl zu Solms-Braunfels im Jahr 1845 in Texas gegründete Stadt.
Postkoloniale „Entwicklungshilfe“ wird in der Regel nicht auf Länderebene geleistet. In den frühen 1960er Jahren kam es jedoch, wie „Der Spiegel“ berichtete, durch eine Verkettung von Umständen - Hessen hatte sich einige Male in Bezug auf Förderzusagen in afrikanischen Ländern als recht großzügig erwiesen - zu einer verstärkten Nachfrage nach hessischen Hilfsprojekten, unter anderem durch Ghana, Dahomey, Tanganjika, Obervolta und Niger. Sie ließen den Etat für Entwicklungshilfe von DM 100.000 im Jahr 1960 auf DM 4,45 Mio. im Jahr 1964 anwachsen.[1]
Mit der „Kolonialisierung“ Ostdeutschlands ist die nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung vollzogene Angleichungsprozess zwischen der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR in den frühen 1990er Jahren bisweilen kritisch eingeordnet worden. Dabei wurde auch von einer „strukturellen Kolonialisierung“ (Fritz Vilmar) gesprochen, die sich unter anderem auf Jürgen Habermas' Begriff der „Kolonialisierung von Lebenswelten“ bezog.[2] Eine Umfrage des Allensbacher Instituts zufolge empfand dies um 1991 die Mehrheit der Ostdeutschen tatsächlich so.[3] Begriffe wie „Buschzulage“ (für Gehaltsaufschläge, die den ca. 35.000 Aufbauhelfern für eine Tätigkeit in infrastrukturell „zurückgebliebenen“ Regionen teilweise gezahlt wurden) unterstrichen diese kolonialen Analogien - ob sie sinnvoll sind und inwieweit sie zutreffen, soll hier nicht beurteilt werden. Hessen, das schon im November 1989 ein „Aktionsprogramm Hessen-Thüringen“ verabschiedet hatte, leistete insbesondere in den Bereichen der Justiz, der Verwaltung, des Gesundheits- und Verkehrssystems Aufbauhilfe.