Panel 6.2 | Vertreter der Gründung: politisch wie filmisch

Das Panel geht davon aus, dass die Schaffung einer Gemeinschaft als Rechtsform, durch ihre initiierenden Gründungsakte und nachträglichen Gründungsberichte, wesentlich die Vertretung beinhaltet. Ob man, von Rousseau bis Claude Lefort, diesem juridico-politischen Umstand unumgänglicher Repräsentation, Ersetzung, Vermittlung, Übertragung von Handlungs- und Sprachmacht kritisch oder anerkennend begegnet – immer ist er dem Anfang des Politischen (als Teilung zwischen Herrschafts- und Gesellschaftsraum, zwischen Vertragsschrift und Wahlstimme …) schon eingeschrieben.
Vor diesem Hintergrund nehmen die Vorträge des Panels die filmhistorischen wie -theoretischen Formen solcher Verstrickung von Gründung und Vertretung in den Blick: Aus unterschiedlichen Richtungen – vom zeitgenössischen Hollywood über das politisch-allegorische Kino der italienischen 60er Jahre bis zum amerikanischen »Horrortrash« – nähern sie sich der Frage nach dem »Recht« des Filmbilds auf Repräsentation, etwa von politischer Grundlegung und Gesetzgebung. Darüber hinaus spekulieren sie einerseits über die Position des »Mediums« (als Figur, Instanz, Technik, Diskurs) in Inszenierungen und Erzählungen des Beginnens, andererseits über sein Fort- oder Ableben in den institutionalisierten Festschreibungen nach der Revolution und der Einsetzung politischer Formen. Auf diese Weise will das Panel das Verhältnis zwischen Repräsentation und der Bildung von Rechtsgemeinschaften nachzeichnen, zwischen dem Filmischen als Vertretung und der (politischen) Vertretung im Filmischen.
Das geplante Panel umfasst drei Vorträge sowie eine generelle Respondenz der vorgestellten Lektüren durch den Moderator.

Drehli Robnik (Wien)
Vor und nach dem Vorgesetzten: Anpassung, Aussetzung und Anmaßung von Recht(en) in Filmkonzepten bei Deleuze, Badiou, Rancière und Spielberg

Ulrich Meurer (Wien)
Washingtons Zähne

Karin Harrasser (Linz)
Anfangen in Vertretung. Oder: Der Morgen danach