Fragen nach dem Verhältnis von Medien und Recht sind regelmäßig operativ mit Kontrollbegriffen verbunden: mit medialer Kontrolle als Steuerung, Überwachung und Intervention in den Mediengebrauch. Die damit verbundenen Diskurse sind konstitutiv kontrovers; Legitimation und Bedarf, Reichweite und Wirkung der entsprechenden Kontrollstrukturen und -maßnahmen sind regelmäßig strittig.
Dieser Streit wird wiederum diskursiv und medial verhandelt, und zwar insofern die Kontrolle eines Mediengebrauchs zugleich durch weiteren Mediengebrauch operationalisiert wird: in Diskursen medialer Kontrolle, also der Gesamtheit jener juridischen, legislativen, exekutiven, politischen, propagandistischen, feuilletonistischen, interpretierenden, kritischen, ästhetischen, philosophischen oder anderen Äußerungen und Äußerungsmöglichkeiten, die mediale Kontrolle beschreiben, vorschreiben oder umsetzen.
Die dabei eingesetzten Begriffe – Urheberschaft oder Plagiat, das Private oder das Öffentliche, Sicherheit und Freiheit – können dann begrifflich und referenziell nicht geklärt, sondern nur pragmatisch in ihrer Strittigkeit als Funktionen der Kontroverse verstanden werden. Im Kern der Auseinandersetzung können fundamentale Inkommensurabilitäten liegen, sodass die Begriffe nicht in gegenseitiger Transparenz und Übersetzbarkeit, sondern nur noch über die konkrete Kontroverse selbst aufeinander bezogen werden können: in einer Mésentente (J. Rancière) zwischen Repräsentationen, die – im Zuge neuer politischer Subjektivierungen – in Frage gestellt werden.
Das vorgeschlagene Panel versammelt vertiefende einzelne Beiträge zu einer Diskursanalyse medialer Kontrolle des Akustischen diesem Sinne. So führt ein Bogen von liberalistischen Erzählungen von Funk und Radio in den USA über Zensurbehauptungen zu Tangos in Argentinien zu juridischen Konzepten von Urheberschaft in aktuellen Mashups und zur politischen Debatte alternativer gesellschaftlicher Konzeptionen immateriellen Eigentums.
Stephan Packard (Freiburg)
Die Allmende draußen und überall: Exteriorität und Ubiquität in Diskursen immateriellen Güterrechts
Frédéric Döhl (Berlin)
Eine Frage von Aura und Kontext. Über die urheberrechtliche Reaktion auf digitales Komponieren mit fremdreferenziellem Material am Beispiel des Mashup
Rolf Kailuweit (Freiburg)
Zensur und Fiktion – Entlarvungsdiskurse in Tangos: L'Exil de Gardel von Pino Solanas
Martin Doll (Luxemburg)
»The Wireless Man« – Funk und Radio als Medien des Liberalismus in den USA