Panel 4.2 | Remixkultur. Medienpraktiken zwischen Kreativität und rechtlicher Restriktion

In der gegenwärtigen digitalen Medienkultur ist eine strukturelle Veränderung zu erkennen, die sich unter dem Schlagwort »Remix« subsumieren lässt. Produkte, die aus den Montage-Praktiken der Wiederverwertung resultieren, d.h. durch Selektion und Rekombination von massenmedial zugänglichen Materialien (Nachrichten, Kunst, Unterhaltung) gewonnen werden, sind unter diversen Begrifflichkeiten bekannt – u.a. Mashup, Supercut, Sampling, Remix oder Recut. Diese populären Praktiken werfen eine Reihe urheberrechtlicher Probleme auf. Einerseits verankert in der Jugendkultur, in der per se unkonventionell, ideenreich (technisch) Neues bis an seine Machbarkeitsgrenzen getrieben und Etabliertes unpathetisch auf seine Demontage hin überprüft wird, werden diese Techniken andererseits von professionellen Gestaltern genutzt. Parallel dazu reagieren Vertreter des kommerziellen Kultursystems mit ideologischem Befremden auf den Remix-Hype, weil sich darin Plagiat, Ideenlosigkeit und moralisches Missverhalten spiegeln würden. Remix-Befürworter wiederum halten sowohl die kriminalisierende als auch die »kunstkonservative« Sichtweise für überholt und fordern eine Reformierung des Urheberrechts zugunsten der Ausschöpfung von Kreativpotentialen. Die zum Teil emotional geführte Remix-Debatte ebenso wie das weit verbreitete Interesse an Remixpartizipation sollen zum Anlass dienen, Remixkultur als ein aussagekräftiges Symptom digitaler Kultur zu betrachten, das nach analytischer Differenzierung und wissensfundierter Orientierung verlangt.
Das Panel wird vor diesem Hintergrund die für die Remixkultur bezeichnenden Konfliktlinien sowie das jeweils damit verbundene Rechtsbewusstsein kenntlich machen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen der Remix-Akteur und das Remix-Produkt als liminale Phänome zwischen kreativer Entgrenzung und rechtlicher Beschränkung, wobei exemplarisch theoretische, politische und künstlerische Positionen aus der aktuellen wie der historischen Medienkultur diskutiert werden.

Susanne Regener (Siegen)
Remix-Akteure in der visuellen Kultur

Anett Holzheid (Siegen)
Remix als Widerstandsform. Ein medienhistorischer Rückblick

Felix Stalder (Zürich)
Vom Remix zum Referentialismus

Leonhard Dobusch (Berlin)
Mehr Remix, mehr Probleme? Rechtliche Regelung von Remixkultur im digitalen Zeitalter