Mit der Frage nach der Darstellung von Recht und Gesetz, im Kino wie im Fernsehen, stellt sich immer auch die Frage der Gerechtigkeit. Diese rückt sowohl Relationen der »Objekte« der Darstellung in den Blick, wie auch die Positionierung des ZuschauerInnensubjekts.
Wie die Interaktion von Anklage, Verteidigung und Urteil filmisch inszeniert wird, ist meist untrennbar mit dem geschlechtsbestimmten Personal verbunden. Soziale wie geschlechtliche Rollenmuster und Stereotype treten in ein Wechselverhältnis, werden zu Objektpositionen audiovisueller Anschauungen des Handelns. Über das Topos der Verhandlung werden diese Objektpositionen zusätzlich aufgeladen: Filmische Darstellungen rechtlicher Problematiken entwickeln stets eine reflexive Haltung zur Evidenz des medialen Bildes. Denn sie spielen die sinnlich-perzeptiven Grundbedingungen jener Evidenz aus – und machen sie zugleich zum Objekt der Repräsentation. Auch und gerade in dieser reflexiven Brechung lässt sich die audiovisuelle Dynamik der Darstellung selbst als Erfahrungsmodus befragen. Wird doch die zeitliche Entfaltung von sozialem Handeln in eine ästhetische Erfahrung eingefasst, die – gerade im Genre-Kino Hollywoods – stets ein spezifisches Verhältnis von Subjektpositionen und dem Gefühlserleben von ZuschauerInnen impliziert.
Vor diesem theoretischen Hintergrund verorten sich die Vorträge des Panels: Sie fragen, inwiefern Geschlechtlichkeit und Gerichtsbarkeit zusammenhängen – eine Verbindung, die insbesondere im Woman«s Film und anderen weiblich konnotierten Genres, z.B. der Screwball Comedy, offensichtlich wird; sie reflektieren, welche medialen Grundbedingungen in den audiovisuellen Figurationen jener Gerichtsbarkeit zum Ausdruck kommen; und sie nehmen in den Blick, welche Einsichten in das Verhältnis von Repräsentation und Gefühlserleben eine solche Perspektive auf audiovisuelle Medien als ästhetischer Erfahrungsmodus – und die konkreten Ausgestaltungen dieser Ästhetik in filmischen Genres – eröffnen.
Sarah-Mai Dang (Berlin)
Gender vor Gericht – Zum Einspruch der audiovisuellen Populärkultur
Jan-Hendrik Bakels (Berlin)
»A part of justice being done« – Gerechtigkeit als Gefühlserleben im Courtroom Drama
Sandra Ludwig (Hamburg)
Gerechtigkeit als Ansichtssache – Subjektives Urteilsvermögen und augenscheinliche Beweismittel in filmischer Reflexion