Das Urheberecht geht von bestimmbaren Urhebern und klar umrissenen Werken aus, die diesen zugeordnet werden können. Die Entwicklungen der Künste im 20. und 21. Jahrhundert lassen derartige Eindeutigkeiten für viele Kunstformen jedoch obsolet erscheinen. Kollektive Kreativverbünde und urheberlose Kunstwerke ebenso wie Projektformen, die sich dem Werkbegriff verweigern, fordern die traditionelle Verfasstheit der Urheberschaft sowohl in ästhetischer als auch in juristischer Hinsicht heraus.
Das Panel behandelt verschiedene Formen der Urheberschaft und setzt sie in Verbindung mit der Medialität der Künste. In der bildenden Kunst etwa sind seit den 1990er Jahren zunehmend künstlerische Arbeiten zu beobachten, die nach der Partizipation der Öffentlichkeit verlangen und so das eindeutige Verhältnis zwischen Autor und Rezipient außer Kraft setzen. Andere Kunstwerke entstehen in Kooperation, so dass der einzelne Urheber zurücktritt, wie dies bei großen Medienkunstprojekten und Installationen der Fall ist. Darüber hinaus gibt es »plurale« künstlerische Arbeiten, die sich als Werk »aufspalten« und in unterschiedlichen Medien in Erscheinung treten oder sich erst in einer multimedialen Zusammenschau als Werk konstituieren. Auch die Literatur hat eine längere Tradition der multimedialen Sprachkunst, die mit den »neuen« Medien einen Innovationsschub erfahren hat. Ohnehin üblich ist die kollektive Produktion bei Film und Video, und mit Computer und Internet schließlich scheinen sich neue Produktionsformen durchzusetzen, die gar keinen Urheber mehr kennen wollen.
Das Panel diskutiert die Frage nach der Verbindung von Medialität und Urheberschaft aus den verschiedenen Perspektiven der betroffenen Disziplinen (Film-/Fernsehwissenschaft, Kunst- und Literaturwissenschaft, Musik- und Theaterwissenschaft, Philosophie und Kulturwissenschaften sowie Rechtswissenschaften). Dabei geht es auch darum herauszufinden, wo und in welcher Weise interdisziplinäre Zugänge entwickelt werden müssen.
Angela Krewani (Marburg)
Digitale Kunst – Urheberschaft zwischen Archiv, Software, Künstler
Christiane Heibach (Basel)
Kollektive Autorschaft? Eine kurze Geschichte der multimedialen Sprachkunst und ihrer Urheber
Irene Schütze (Mainz)
Wer sind die Künstler/-innen, wo ist die Kunst? Zum Werkbegriff partizipatorischer Kunst
Samantha Schramm (Konstanz)
Praktiken verteilter Autorenschaft in der Videokunst