Panel 1.3 | Vom Recht auf Teilhabe am Text: Borgen und Beanspruchen in Online-Fandoms

Fankulturelle Tätigkeit ist in einer Kultur verortet, die Lawrence Lessig als »Read-Write« kennzeichnet (in Remix, 2008, 28). Fans setzen sich aktiv mit ihrem Fanobjekt – dies kann nahezu jedes popkulturelle Phänomen, ob nun Sportler oder Roman, Fernsehserie oder Computerspiel, sein – auseinander. Sie produzieren per Anleihe bzw. durch Borgen (Textual Poaching, Jenkins 1992), kreative Erweiterung eines bestehenden textuellen Archivs (»archontic texts«, vgl. Derecho 2006) oder Veränderung des Ursprungsmaterials (Remix, Lessig 2008) neue Bedeutungen. Hierbei befinden sich Fans mit ihren Tätigkeiten oftmals in einer rechtlichen Grauzone, wenn sie nicht gar das Gesetz unwissentlich brechen. Das Panel nähert sich der Thematik multiperspektivisch und beleuchtet sowohl die rechtlichen, als auch ethischen sowie ästhetischen und sozio-linguistischen Aspekte fankultureller textueller Produktion.
Unter Fans herrscht oftmals Unsicherheit ob der für ihre Tätigkeiten geltenden Rechtslage, wie Sophie Einwächter basierend auf qualitativen Befragungen herausstellt. Vera Cuntz-Leng diskutiert in ihrem Beitrag das ständige Ringen um die Deutungshoheit über einen Text sowie das schwierige Verhältnis zwischen offiziellen und inoffiziellen Kulturprodukten, zwischen Produzenten und Fangemeinde. Tom Reiss geht auf die Korrumpierbarkeit nutzergenerierter Unterhaltungsproduktion in Zeiten aufmerksamkeitsökonomisch konzipierter Medienplattformen ein. Im internationalen digitalen Raum, so betont Nadja Rehberger, dienen textuelle Anleihen zudem der Verständigung und der Öffnung des fankulturellen Diskurses.

Sophie G. Einwächter (Mannheim)
»Please don't sue«: Zum fankulturellen Umgang mit kontingenten Rechtsnormen

Vera Cuntz-Leng (Tübingen)
And again – whose text is it anyway?: Zum Spannungsverhältnis zwischen offiziellen und inoffiziellen Texten

Tom Reiss (München)
Die spielen doch nur – ethische und ästhetische Probleme des Online-Unterhaltungsmediums »Let's Play«