Anke Zechner

Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

»She will be hanged after three clear Sundays«

Der Vortrag soll den medialen Rechtsdiskurs als Träger des Unrechts am Beispiel von The Paradine Case, Hitchcock, USA 1947 aufzeigen. Die grundsätzlich mediale Struktur von Gerichtsverfahren führt zur Verdopplung des Unsichtbaren des Giftmordes im Medium Film. Nicht nur das Gift in seiner Flüchtigkeit und damit der Giftmord als solcher scheint sich zu entziehen, auch der Versuch des diskursiven Aufdeckens und Festhaltens des Giftmordes vor Gericht kann diesen nicht wirklich fassen. Das scheinbare Ergreifen des Nichtgreifbaren des Giftmordes vor Gericht führt zur Konzentration auf die öffentliche Diskussion des Rechts.
Die Frau als Rechtlose steht hier je stärker im Visier, desto ungreifbarer der Giftmord als solcher wird. Dem gegenüber gesetzt wird daher ein theatralisches Moment der Frau, die sich selbst außerhalb des Rechts stellt. Doch besteht in diesem Film eine Verurteilung von Mrs. Paradine von Anfang an – ihre Hinrichtung ist zwingend und wird erfordert durch die Verschiebung des Blickes von dem medial nicht greifbaren Giftmord auf die giftige Frau. Der Diskurs über diese Verschiebung wird nicht inhaltlich bzw. rechtlich geführt, sondern besteht formal: Kamera, Setting und Blicke führen von Anfang an zu Paradine verurteilenden und sie hinrichtenden Affektbildern.

Vita

Seit 10/2013 wiss. Mitarbeiterin des DFG-Forschungsprojekts »Das Giftmotiv im Spielfilm«, HBK Braunschweig, 2005-2013 wiss. Mitarbeiterin Universität Paderborn, 2010 Promotion »Jenseits von Identifikation und Repräsentation. Zur Wahrnehmung von Materialität und Zeit im Kino«, Goethe Uni Frankfurt, Arbeitsgebiete: Filmtheorie, -philosophie und -wahrnehmung. Letzte Veröffentlichungen: Die Sinne im Kino. Eine Theorie der Filmwahrnehmung, Frankfurt Main 2013; Material, Experiment, Archiv. Experimentalfilme von Frauen, hrsg. von Annette Brauerhoch, Florian Krautkrämer und Anke Zechner, Berlin 2013.