Universität Freiburg
1985 dreht Pino Solanas Tangos: L'Exil de Gardel und arbeitet die Geschichte der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) sowie das Schicksal der Exilanten in Paris auf. In anachronistischer Weise bedient er sich des Tangos, dessen Hochzeit in den 70er Jahren längst vorbei ist. Zweimal im Film wird die Zensur klassischer wie aktueller Tangos durch das Militärregime thematisiert. Tatsächlich jedoch war der Tango in der jüngsten argentinischen Diktatur nur marginal von Zensurmaßnahmen betroffen, während in den 30er und 40er Jahren die Ausstrahlung von Tangos im argentinischen Radio häufiger durch repressive Maßnahmen beschränkt wurde. (Fraga 2006, Kailuweit 2012, Vardaro 2007).
Der Beitrag versucht zu klären, mit welchen Mitteln und mit welchem Ziel im Medium des Films ein Diskurs über die Zensurmaßnahmen eines diktatorischen Regimes geführt wird. Inwiefern wird Fiktion zum Modus der Entlarvung? Wie verdeutlicht der offensichtliche Anachronismus die Zeitstruktur des Offenbarens und Verbergens, das dem Zensurdiskurs eigen ist?
Seit 2004 Professor für Romanische Sprach- und Medienwissenschaft an der Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Funktion von Medien in der Sprach- und Kulturgeschichte Argentiniens, die Medienpräsenz romanischer Minderheiten- und Regionalsprachen sowie die Veränderung normativen Sprechens durch Mediatisierung.