Martin Doll

University of Luxemburg

»The Wireless Man« – Funk und Radio als Medien des Liberalismus in den USA

Wenn im Titel von »Medien des Liberalismus« gesprochen wird, so bleibt dabei unklar, ob der Liberalismus Ausgangspunkt oder Effekt der genannten Einzelmedien ist. Im Vortrag soll dieser Frage genauer nachgegangen und analysiert werden, in welchem Verhältnis Radio und Liberalismus historisch gedacht werden können. Dabei soll das Radio weniger als Vehikel für liberalistische Ideologeme betrachtet werden, sondern als Diskursgegenstand, an dem liberalistische Selbstbeschreibungsformeln der Gesellschaft ablesbar werden.

Folgt man Foucaults Überlegungen zur Geschichte der Gouvernementalität, so geht es beim Liberalismus nicht nur darum, als Garantie der Handlungsfreiheit des einzelnen die »Formen und Bereiche des Regierungshandelns maximal zu begrenzen«, sondern zugleich auch darum, den Staates darauf zu verpflichten, als »Manager der Freiheit« fortwährend die Bedingungen für ein freies Agieren seiner Mitglieder herzustellen und zu organisieren. Insbesondere an historischen US-amerikanischen Diskursen über die »neuen« Medien Funk und Radio lässt sich zeigen, wie sehr diese – insofern sie als Technologien zur Befreiung diskutiert wurden – in das von Foucault beschriebene Spannungsverhältnis des Liberalismus verstrickt sind.

Vita

Medien- und Kulturwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter im ATTRACT-Forschungsprojekt Ästhetische Figurationen des Politischen an der Université du Luxembourg sowie (neben K. Harrasser) Sprecher der GfM-AG »Medienwissenschaft und politische Theorie«. Arbeitsgebiete: Medientheorie, Medien- und Kulturgeschichte, insbes. Politik und Medien, utopische Architektur und mediale Utopien des 19. Jahrhunderts sowie Fälschung und Fake. Neuere Publikationen u.a.: Die imaginäre Dimension der Politik, München 2013 (Mithg.)