Felix Stalder

Zürcher Hochschule der Künste

Vom Remix zum Referentialismus

Das Erstellen eines Gefüges von Bezügen ist in der Kultur der Digitalität die verbreitetste Methode mit der Menschen, alleine und in Gruppen, versuchen, an der kollektiven Verhandlung von Bedeutung teilzuhaben. Referentielle Verfahren sind sowohl in Bezug auf Bedeutungs- als auch auf Formgebung in vielen Bereichen dominant geworden. So stellt etwa der Kunsttheoretiker André Rottmann fest, dass »in den letzten Jahren der Umgang mit Referenzen zum vorherrschenden produktionsästhetischen Modell in der zeitgenössischen Kunst geworden
ist.« Diese Beobachtung ist keineswegs auf das Feld der Gegenwartskunst zu beschränken. Referentialität ist die Eigenschaft von höchst unterschiedlichen, viele Genres und spezifische Arbeitsweisen umfassenden Verfahren, mit denen, unter Verwendung von bereits mit einmal explizit mit Bedeutung versehenem Material – im Unterschied zu sogenanntem Rohmaterial –neue Bedeutung geschaffen wird.

Referentielle Verfahren sind deswegen so allgegenwärtig, weil sie eine Strategie darstellen, um mit den spezifischen kulturellen Bedingungen der Gegenwart umzugehen: Eine unüberblickbare Vielzahl an Referenzen,die Auswählen und Kombinieren zu einer produktiven Tätigkeit machen, und zunehmende Netzwerkzentriertheit vieler kulturelle Prozesse.

Vita

Felix Stalder ist Professor für Digitale Kultur und Theorien der Vernetzung in Zürich, Vorstandsmitglied des World Information Institute in Wien und langjähriger Moderator der internationalen Mailingliste . Er forscht u.a. zu Urheberrecht, Freier Kultur, Privatsphäre, und Suchtechnologien. – www: felix.openflows.com