Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation
Nicht die Darstellung von Recht und Unrecht sowie Verbrechen und Gerechtigkeit in bestimmten medialen Unterhaltungsformaten, sondern ihre Einbindung in gängige erzählerische bzw. dramaturgische Strukturen verschleiert häufig eine nüchterne und differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Feld. Vor allem aktuelle US-amerikanische TV-Serien handeln oft unter dem Zwang, (mehr oder weniger) nachvollziehbare, zugleich aber hoch komplexe, Rechtsbrüche bzw. Straftaten zu inszenieren, die zum Ende hin vollständig aufgeklärt und bestraft werden. Dabei dominiert zumeist die Inszenierung des Spektakulären bzw. Außergewöhnlichen von Straftaten. Die Alltäglichkeit sowie (häufige) Banalität von rechtsbrechenden sowie verbrecherischen Handlungen sowie von deren Bekämpfung und Sanktion, tritt dabei in den Hintergrund.
Die demonstrative Ausstellung von Ermittlungsmethoden und deren Technologien erzeugt darüber hinaus den Eindruck, exklusive Einblicke in ein diesseits des Alltags existierendes Wissen der Rechtsinstitutionen durch mediale Popularisierung seriell verstehbar und eventuell auch nachahmbar zu machen.
Weiterhin lässt sich im Kontext aktueller US-amerikanischer TV-Serien die Inszenierung von sympathischen Verbrechern bzw. legitimen Verbrechen identifizieren, wodurch die herrschende Rechtsordnung in Frage gestellt wird. Hier werden zumeist die eigentlichen Straftaten nicht aufgeklärt und es findet der Versuch einer medialen Legitimation einer neuen Rechtsordnung statt, die diesseits gesellschaftlicher Konventionen situiert ist. Die Bewertung von Verbrechen und Gerechtigkeit geschieht dadurch auf einer veränderten Basis, die die vermeintlich strikte Trennung von Recht und Unrecht, Verbrechen und Strafe, Normalität und Anormalität medial problematisiert.
Die vorausgehend skizzierten Themen werden anhand der Fernsehformatanalyse der beiden US-amerikanischen TV-Serien »Dexter« und »Breaking Bad« diskutiert.
Prof. Dr. Marcus S. Kleiner, Medien- und Kulturwissenschaftler. Professor für Medienmanagement mit dem Lehrgebiet Live-Kommunikation und Entertainment an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Stuttgart. Forschungsschwerpunkte: Populäre Kulturen, Popkulturen, Populäre Medienkulturen. Seit 2011 Sprecher der AG »Populärkultur und Medien«. Letzte Buchpublikationen: »Performativität und Medialität Populärer Kulturen« (2013, zus. m. Thomas Wilke); »Sabotage - Pop als dysfunktionale Internationale« (2013, zus. m. Holger Schulze).