Alexander Kreische

Lehrstuhl für Medienwissenschaft, Uni Erlangen

Die »Haltung im Sekundenbruchteil des Ausschreitens« - Videobeweise im Sport

Der Vortrag widmet sich dem Videobeweis als Form der Evidenzerzeugung und -behauptung im Bereich des Sports und versucht, deren spezifische Konstruktionsweisen auf verschiedenen Ebenen zu beobachten. Dabei richtet sich der Blick einerseits auf die Anwendung des Videobeweises als Mittel zur Entscheidungsfindung während des Spielverlaufes in Form des sog. instant replay in US-amerikanischen Profisportarten wie etwa im American Football, Basketball oder Baseball. Hier rücken unter anderem Fragen nach »der richtigen« Lesart des Bildes, seiner etwaigen technischen Einschränkung sowie der immediaten Einflüsse und Rückwirkungen des medialen Konstrukts auf das Spiel in den Mittelpunkt. Zusätzlich wird jedoch auch auf die Aufarbeitung, die nachträgliche Konstruktion und Neubewertung solcher (manchmal spiel-)entscheidender Augenblicke im Dispositiv Fernsehen eingegangen, wobei der Fokus sich auf Aspekte der Präsent(ifik)ation des Gewesenen richtet. Unter diesem Gesichtspunkt lassen sich vor allem Versuche der Handhabung von Raum und Zeit dieser (nach Deleuze) singulären, aber doch dem Beliebigen entnommenen Momente identifizieren - Versuche, die sich nicht auf die bereits von Benjamin beschriebene Großaufnahme und Zeitlupe beschränken, sondern Ausblicke geben auf die Digitalisierung des Fernsehbildes, die sich in einem (nach Engell) »Pan-Perspektivismus« und einer »Vermehrung der Gegenwarten« niederschlägt. Grundsätzlich mit zu bedenken bleibt dabei als Hintergrundfolie die gegenseitige Beeinflussung von sportlichem Regelwerk und medialer Verarbeitung des Spiels.

Vita

Magisterstudium der Theater- und Medienwissenschaft und der Amerikanistischen Kulturwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; 2010-2011 Kontaktstipendiuman der University of Kansas in Lawrence, USA. Fulbright Reisestipendium.
Seit Oktober 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theater- und Medienwissenschaft an der FAU
Seit April 2012 Kollegiat am DFG-Graduiertenkolleg 1718 »Präsenz und implizites Wissen«