Dagmar Brunow

Department of Film and Literature, Linnéuni, Växjö

Kollektive Videopraxis als Wissenserzeugung - Digitalisierung und Archivpolitik im Zeichen des Urheberrechts

Urheberrechtliche Konsequenzen betreffen nicht nur Filmarchive, sondern auch den Bestand von bundesrepublikanischen Videokollektiven, die ihre Arbeiten digitalisieren und online zugänglich machen wollen. So verwenden die Videos, die im Kontext der Sozialen Bewegungen der 1970er Jahre entstanden sind, urheberrechtlich geschütztes Material von Fernsehanstalten, das, z.B. über die Montage und die Tonspur, dekonstruiert wird. Frühe Videoarbeiten von Filmemacher_innen, teils in kollektiver Praxis entstanden, werfen ebenfalls Fragen nach dem Urheberrecht auf. Zudem bringen die Videoarbeiten nicht nur die in der Experimental- und Avantgardefilmforschung geläufige Grenzziehung zwischen Kunst und Aktivisimus ins Wanken (Brunow 2012), sondern bilden, als alternatives kulturelles Gedächtnis der Bundesrepublik, eine wichtige Quelle für die historische Forschung. Zudem bieten die Arbeiten relevantes Anschauungsmaterial insbesondere im Bereich der Filmvermittlung und Medienkompetenz, sowie für eine Historisierung alternativer Medienpraxis. Aus diesem Grund ist eine umfassende Digitalisierung des Archivbestands der Videokollektive wünschenswert. Anhand des Hamburger Medienpädagogikzentrum (1973-) und des Künstlerinnenarchivs Bildwechsel (1979-) untersucht dieser Beitrag exemplarisch, inwieweit urheberrechtlichen Fragen den Zugang zu diesen Werken verhindert und welcher politische Handlungsbedarf sich daraus ergibt.


Vita

Dagmar Brunow promoviert über dokumentarischen Film, kulturelles Gedächtnis und Archivpraxis am Fachbereich Medienwissenschaften an der Universität Hamburg (Betreuer: Johann N. Schmit / Astrid Erll, Goethe-Universität, Frankfurt/Main). Unterrichtet Filmwissenschaften an der Universität Växjö (Schweden). Mitglied im Redaktionskommittee des Journal of Scandinavian Cinema (Intellect), Gründungsmitglied von filmvet.se, dem Dachverband der Filmwissenschaften in Schweden (nunmehr Teil von NECS) sowie der NECS-Workgroup »Cultural memory and media«.