Fachgebiet Audiokommunikation, TU Berlin
Seit der europäischen Neuzeit wird Musik als juristisch schützenswertes »geistiges Eigentum« von »Urhebern« begriffen. Entlang der Medienentwicklung wurde dazu ein Regime immaterieller Eigentumsrechte errichtet, so dass Musik zu einer handelbaren Massenware werden konnte. Mit der Verbreitung elektronischer Reproduktions¬technologien und schließlich der »digitalen Mediamorphose« (Smudits, 2004), wurde diese Idee jedoch zunehmend praktisch unterlaufen (Cooper & Harrison, 2001) und nur noch konzeptuell durch das Urheberrecht aufrechterhalten. Ausgehend von einem Verständnis von Musik als sozial-performativer Handlung (Small, 1998), sowie der Kommunikationstheorie James Careys (1989) nimmt der Beitrag eine historische Rekonstruktion des Aufstiegs, Erfolgs und der Krise der Idee von Musik als Ware und ästhetischem Objekt vor und zeichnet dabei das Zusammenspiel von gesetzlichen Normvorstellungen und medientechnologischen Entwicklungen nach. Abschließend wird der aktuelle Stand der Mediatisierung der Musikrezeption in Deutschland auf Basis aktueller empirischer Befunde des DFG-geförderten Forschungsprojekts »Survey Musik und Medien« in den Blick genommen und anhand dieser diskutiert, inwiefern das Konzept von »Musik als Ware und Werk« in Zukunft noch Bestand haben kann und welche Schlussfolgerungen sich daraus für den »Schutz der Urheber« von Musik im 21. Jahrhundert ziehen lassen.
Literatur:
Carey, J. W. (1989). A Cultural Approach to Communication. In Communication as Culture. Essays on Media and Society (S. 13–36). New York: Routledge.
Cooper, J., & Harrison, D. M. (2001). The social organization of audio piracy on the Internet. Media, Culture & Society, 23(1), 71–89.
Small, C. (1998). Musicking: The Meanings of Performing and Listening. Hanover: University Press of New England.
Smudits, A. (2004). Wandlungsprozesse der Musikkultur. In H. de LaMotte-Haber & H. Neuhoff (Eds.), Handbuch der Systematischen Musikwissenschaft: Musiksoziologie(S. 111–145). Laaber: Laaber.
Dr. phil. Steffen Lepa M.A. M.A. (*1978), Medien‐ und Kommunikationswissenschaftler, seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachgebiets Audiokommunikation, Technische Universität Berlin. 2010‐2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Exzellenzcluster‐Forschungsprojekt «Medium und Emotion«, seit 2012 Leiter des Forschungsprojekts «Survey Musik und Medien« im DFG‐Schwerpunktprogramm «Mediatisierte Welten«. Lehr‐ und Forschungsschwerpunkte: Medienrezeption/Mediennutzung, auditive Medien, sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, Populärkulturforschung, Medienpädagogik und Medienphilosophie.