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Mit Niklas Luhmann hat die Geschichte medienwissenschaftlicher Theoriebildung zugleich auch einen ausgebildeten Juristen vorzuweisen. Der Vortrag fragt von zwei Seiten her nach rechtswissenschaftlichen Bezügen von Luhmanns Medientheorie. Zum einen wird eine zentrale, sehr abstrakte Schlussfolgerung seiner Medientheorie im Lichte juristischer Argumentationsweisen und Denkfiguren neu gelesen und befragt – um sie so allererst hinreichend für bestimmte historisch-mediale Konstellationen konkretisieren zu können. Dieser Schlussfolgerung nach sorgt jedes neue Medium dafür, dass die Kommunikation (das Kommunikationssystem/die Gesellschaft) von ihrer Umwelt »abhängiger und unabhängiger zugleich« wird. Im zweiten Schritt – nach diesem Versuch, das Recht für die Theorielektüre fruchtbar zu machen – wird, umgekehrt, nach einem möglichen Nutzen der gewonnenen theoretischen Einsichten für aktuell umstrittene praktisch-rechtliche Regelungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten im Zusammenhang mit dem Internet gefragt: Könnte dieses luhmannsche Theoriestück es ermöglichen, eine neue und instruktive kategoriale Ordnung in die heute überschießend vieldeutige Rede von »sicherer Kommunikation« zu bringen? Gibt es vielleicht, erstens, erhöhte Sicherheit gegenüber physischer Zerstörung, physischem Abbruch und Ende von Kommunikation? Zweitens gegenüber technischen Störungen? Und drittens: sich erhöhende (oder abnehmende) Sicherheit vor Zensur und Überwachung, also vor sozialer und politischer Kontrolle? Hat die Erhöhung von »Sicherheit I & II« vielleicht immer schon eine notwendige Abnahme auf dem »Sicherheitssektor III« bedeutet? Und was könnte eine mit diesen luhmannschen Kategorien analysierte Mediengeschichte hinsichtlich des bestmöglichen Zusammenspiels bzw. der bestmöglichen Rollenverteilung von Technik und Recht lehren – wenn es um die gelungene Einpassung von neuen Medien in moderne liberal-rechtsstaatliche Demokratien geht?
Studium der Soziologie, Philosophie, Literatur-, Rechts- und Politikwissenschaft in Marburg und Berlin. 1997 Diplom der Politikwissenschaft (FU Berlin). 2003 Promotion in den Kulturwissenschaften mit einer Arbeit zu Niklas Luhmann (FfO.). Seit 1999 fünf Jahre DFG-Stipendien. Forschungsaufenthalt NYU/USA (2001). Lehraufenthalt Wrocław/Polen (2002). Wiss. Mitarbeit TU Berlin (1998) + Universität zu Köln (2008), SFB/FK 427 »Medien und kulturelle Kommunikation« Seit 2009 selbständige Tätigkeiten als Autor, Dozent und Projektentwickler im Feld von Kunst-, Medien-, Kultur- & Gesellschaftstheorie.