Universität Hamburg
Mit Beginn des Jahres 2014 hat die Europäische Kommission ihr Kulturförderprogramm grundlegend umgestellt: Aus MEDIA wird CREATIVE EUROPE. Neben der rhetorischen Neufokussierung auf die sog. Kreativbranche, stehen für die kommende Förderperiode (2014-2020) u.a. vermehrt Branchennetzwerke, Ausbildung und Publikumsentwicklung im Fokus.
Marijke de Valck (2007) hat herausgestellt, dass Filmfestivals als ein europäisches Phänomen entstanden sind und ihr Netzwerk zur Zirkulation des alternativen Films auf globaler Ebene dient. Auch in den aktuellen Entwicklungen der Filmbranche spielen Filmfestivals eine wesentliche Rolle: sie stellen eine Plattform für Kunst- und Independent bereit und bilden damit einen Gegenpol zu primär kommerziell ausgerichtetem Kino, sie tragen zur Publikumsentwicklung für Arthousefilm bei und sind gleichzeitig zunehmend Teil der Branchenaktivitäten z. B. in Form der Produktionssysteme (Ko-Produktionsmärkte) sowie der Filmausbildung (Talent Campus). Diese tief greifende Verzahnung von Filmfestivals mit dem europäischen wie globalen Filmbetrieb bildet den Hintergrund für eine Untersuchung der aktuellen Festivalregulierung: durch national und europäische Förderung.
Bezug nehmend auf aktuelle Filmfestival- und Medienindustrieforschung wird der Filmfestival-Circuit unter dem Aspekt in/direkter Regulierungsmechanismen (vor allem in Form von Förderung) untersucht. Die Analyse, in welcher Form die neuen Richtlinien von CREATIVE EUROPE Filmfestivals berücksichtigen, gibt Auskunft darüber, welche Rolle den Festivals zugedacht wird. Sind sie subventionierte Vorführstätten für europäischen Film, mit dem Ziel die Publikumsentwicklung (für europäischen Film) zu fördern? Oder wird auch ihrer Rolle innerhalb der Vernetzung der Filmbranche Rechnung getragen?
Skadi Loist lehrt am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg und beendet ihr Dissertationsprojekt »From Activism to Industry: The Case of LGBT/Queer Film Festivals«. Sie hat 2008 mit Marijke de Valck das Film Festival Research Network gegründet. Sie ist stellv. Sprecherin der AG Medienindustrien der GfM, betreut die Film Festival Review Sektion für NECSUS_European Journal of Media Studies und ist Hg. von Bildschön: 20 Jahre Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg (2009) und Sexy Media? Gender/Queertheoretische Analysen in den Medien- und Kommunikationswissenschaften (2013).