Florian Krautkrämer

HBK Braunschweig

Zwischen Filmpiraterie und Aneignung: Der Einfluss alternativer Distribution auf das Weltkino

In der breiten Öffentlichkeit wird die Debatte um Copyright und Filmpiraterie meist nur aus einer kommerziellen Konsumentenlogik heraus geführt. Raubkopien schaden den Nutzern selbst und vernichten die Arbeitsgrundlage der Filmschaffenden, so die gängige Darstellung. Ein Blick auf andere ökonomische Zusammenhänge vermag aber auch noch weitere Perspektiven aufzuzeigen. So hat Tilman Baumgärtel die »alternativen« DVD-Märkte in Ländern wie Thailand oder den Philippinen durchaus als eine Art Filmschule beschrieben, deren Einfluss auf die dortigen Filmemacher nicht zu unterschätzen sei, die es inzwischen innerhalb des sogenannten Weltkinos und seinen speziellen Distributionswegen zu großer Bekanntheit gebracht haben. Und Ramon Lobato konnte zeigen, dass die unter »Nollywood« bekannte nigerianische Filmindustrie erst auf den durch Filmpiraterie aufgebauten Strukturen entstehen konnte.
Somit könnte diese spezielle ökonomische Form weniger kriminalisierend auch als Aneignung beschrieben werden, um Zusammenhänge alternativer Distributionen und ihren Einfluss auf regional spezifische Filmproduktion zu untersuchen.

Vita

Florian Krautkrämer arbeitet als Filmwissenschaftler an der HBK Braunschweig und als Dozent an der Hochschule für Kunst und Design Luzern. Forschungsschwerpunkte sind filmische Paratexte, Autorenfilm, Post-cinema und Experimentalfilm. 2013 erschien seine Dissertation »Schrift im Film« bei LIT, außerdem: »material, Experiment, Archiv: Experimentalfilme von Frauen« (hg. zusammen mit Annette Brauerhoch und Anke Zechner, 2013) und »untot: Zombie/Film/Theorie« (hg. zusammen mit Michael Fürst und Serjoscha Wiemer, 2011).