Universität Mainz; Mediendramaturgie
Der Vortrag perspektiviert die medienkulturelle Signifikanz des südafrikanischen Apartheid-Regimes (1908-1994), also jener staatlich organisierten sogenannten »Rassentrennung«, die durch eine selbsterklärte Autorität der »weißen«, europäischstämmigen Bevölkerungsgruppe über einheimische »schwarze« Ethnien charakterisiert ist. Dabei soll in einem ersten Schritt zunächst nachgezeichnet werden, wie Regierung und Wirtschaft gemeinsam ein sowohl in seinen Repräsentationspraktiken als auch ökonomischen Strukturprinzpien rassistisch ausgerichtetes Mediensystem etablieren ließen, das spezifische Genres beförderte, während andere von der staatlichen Zensur verboten wurden. Gegenstand von Subvention waren insbesondere Komödien, historische und/oder melodramatische Stoffe, jede Repräsentation sozialer Spannungen wie auch des Lebens der »schwarzen« afroamerikanischen Bevölkerung wurde hingegen strikt ausgeschlossen.
In einem zweiten Schritt will der Vortrag dann aufzuzeigen, wie mit einzelnen filmischen und televisuellen Genre-Produktionen durch allegorische Darstellungen des Apartheid-Regimes dominanten Formen der südafrikanischen Medienkultur dennoch Fluchtlinien einer ästhetischen wie ökonomischen Differenz eingeschrieben wurden, die sowohl Veränderungen medieninstitutioneller Strukturen als auch differente Konstruktionen kultureller Identität implizierten. Argumentiert wird also, dass Genres diese Fluchtlinien mitnichten passiv reflektieren, sondern vielmehr aktiv mit- und überdeterminieren. Auf doppelte Art und Weise: einerseits durch ihre Arbeit am kollektiven Imaginären, andererseits durch ihre diskursive Verhandlung von ökonomischen Rahmenbedingungen.
Ivo Ritzer, Dr. phil. Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mediendramaturgie/Filmwissenschaft an der Universität Mainz. Promotion zur Dialektik von Genre- und Autorentheorie. Buchpublikation zu Transgression in Fernsehserien, außerdem Herausgeberschaften zu kultureller Globalisierung, zur Medientheorie des Körpers, zu europäischem Genrekino, zur Interkulturalität des Westerns sowie zur US-Kinokulturgeschichte. Gründer und Sprecher der AG Genre Studies der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM). Aktuelle Forschungsinteressen: Genretheorie und Intermedialität; Serialität der Medien.