Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung. HU Berlin
Vor mehr als zehn Jahren wurde auch die Rechtstheorie von der sogenannten Bilderflut erfasst. Der Begriff der «Rechtsvisualisierung«, wie ihn Colette Brunschwig 2001 prägte, nämlich als ein immer wichtigeres Beiwerk, als «Veranschaulichung« des sonst in der Abstraktion der Schrift verhafteten Rechts, wurde weitgehend angenommen (vgl. z.B. die Habilitationsschrift Boehme-Neßlers) und ist dabei, sich auch in der juristischen Ausbildung, Forschung und Praxis zu etablieren. Die sogenannte Rechtsvisualisierung stützt sich dabei insbesondere auf die mediale Ökonomie der Bildwahrnehmung, sowie auf die als immer wichtiger wahrgenommene Relevanz und Präsenz der Bilder.
Die Überlegungen des österreichischen Rechtstheoretikers, -informatikers und Semiotikers (sowie ehemaligen Ministerialrates) Friedrich Lachmayer nehmen in diesem Diskurs eine herausragende Stellung ein. Bereits in den 1970er Jahren publizierte er eine Serie von Artikeln, in denen er einen Begriff von Rechtsvisualisierung umriss, der die Pragmatik einer «bloßen Veranschaulichung« unterläuft. Im Kontext einer theoretischen wie praktischen Rechtsinformatik nahm er die Operationalisierbarkeit von graphischen Darstellungen ins Visier und erschloss damit eine originäre, visuell-mediale Dimension des Rechts.
Der Beitrag stellt das theoretische Konzept Friedrich Lachmayers im Kontext der «Rechtsvisualisierung«, sowie seine sehr eigenwillige, medien- und rechtswissenschaftlich höchst interessante visuelle Praxis vor. Dabei wird nicht nur publizierte Literatur und Lachmayers «Präsentationskunst« berücksichtigt, sondern auch eine Reihe von persönlichen Gesprächen, die der Vortragende mit ihm am Rande der Internationalen Rechtsinformatiksymposien in Salzburg, sowie bei den Münchener Tagungen zur Rechtsvisualisierung führen durfte.
Peter Koval promovierte in Kulturwissenschaft (bei Friedrich Kittler, Wolfgang Schäffner und Jens Schröter) mit einer Arbeit über die Genealogie und Evidenz des Moore«schen Gesetzes.
2007-2010 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum Public Management und E-Government in Bern, unter anderem zum Thema der Rechtsvisualisierung.
Seit 2013 forscht er am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin über Wissensarchitekturen.