Hedwig Wagner

Bauhaus-Universität Weimar

Medientechnologien des Grenzschutzes

Mit der Inkraftsetzung von EUROSUR (European Border Surveillance System) im Dezember 2013, einem Informations- und operativem Verschaltungssystem von 24 einzelstaatlichen Überwachungs- und Grenzsystemen zur Kontrolle der See- und Landgrenzen an der gesamten Außengrenze der Europäischen Union und des Schengenraums, wurde erstmalig in der Geschichte Europas ein Echtzeitbild der Außengrenze und eine Echtzeit- Grenzüberwachung installiert. Die Innovation von EUROSUR ist, ein einheitliches System geschaffen zu haben, bestehend aus Einzelüberwachungsinstrumenten wie hochauflösender Satellitenüberwachung, Radarkontrollen, Meeres- und Landpatrouillen, Drohnen, Offshore-Sensoren und Satellitensuchsystemen. U.a. in Gegenreaktion auf EUROSUR hat sich die zivilgesellschaftlich engagierte NGO »Watch the Med« gebildet, die ebenfalls mithilfe einer Echtzeitbildüberwachung gefährdete Fluchten von Migrant_innen über das Mittelmeer auf den Bildschirm bekommen will. Das Bemühen dieser NGO ist es, mittels eines technological empowerments dem »Sterben unter Beobachtung« ein Ende zu setzen und durch die jedermann in Echtzeit zur Verfügung gestellten Informationen Interventionsmöglichkeiten zu geben und damit Rettung von Flüchtlingen zu erwirken. Der Vortrag geht dem Techno-Imaginären dieses (supra-)staatlich versus zivilgesellschaftlichen Geocaching-empowerments im real life und in Echtzeit nach.

Vita

Hedwig Wagner
Juniorprofessorin für Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar, Forschungsarbeit zu Geo-Medien und den territorialen Grenzen Europas, zu Medienwissenschaft in Deutschland und Frankreich. Deutsche und französische Artikel zu filmischen Grenzinszenierungen und Medientechnologien des Grenzschutzes.