Universität Zürich, Filmwissenschaft
Seit den 1980er Jahren, besonders aber im letzten Jahrzehnt, kamen gehäuft Filme aus ganz unterschiedlichen Filmkulturen auf den Markt, die eine Bildästhetik nationaler Grenzen entwickeln. Besonders interessant ist dabei, dass Phänomene wie Migration und Grenzen nicht nur als Hintergrund oder Ausgangspunkt der Narration thematisiert werden, sondern selbst einen wesentlichen Bestandteil der diegetischen Welt und somit auch des Bildsujets darstellen. Die Pointierung auf die Verlagerung der Grenze an die Oberfläche des filmischen Bildes ist nicht nur essentiell für eine Untersuchung der visuellen Grenzinszenierungen sowie für eine Erschließung ihrer verschiedenen ästhetischen und gesellschaftlichen Bedeutungsdimensionen, sondern ermöglicht insbesondere auch eine analytische Reflexion transnationaler und transkultureller Bilderwanderungen. W.J.T. Mitchell (2004; 2008) bezeichnet den Prozess der Bilderwanderung auch als Migration. Damit fügt er der Wanderung oder der Diffusion filmischer Bilder das Spannungsverhältnis zwischen einer zerstreuten Bewegung und den Formen der Arretierung, denen sie ausgesetzt sind, hinzu: Grenzkontrollen, Einreiseverbote, Ausweisungen, Illegalisierungen. Mit diesem «Metabild» der Bilder-Migration treffen politisch konnotierte Implikationen auf bildtheoretische Paradigma. So wird eine Arretierung, verstanden als eine Störung der Wanderbewegung mit Blick auf das filmische Grenzsujet als ein Prozess des Verschwindens oder Auslöschens der Bilder assoziiert, der nicht nur als ein religiöses Gebot, sondern tatsächlich auch als eine Form territorialer Kontrolle zu verstehen ist (vgl. Margalit; Halbertal 1994).
Der Vortrag geht aufgrund bildtheoretischer Überlegungen (Boehm 2010) der Frage nach, wie sich das Bildverbot der Grenze selbst ins Innere der filmischen Bilder einschreibt, Ikonoklasmus und Auslöschung demzufolge zu einer ästhetischen Kategorie filmischer Bilder avancieren.
Katharina Klung
Doktorandin und Lehrbeauftragte am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich. Promotion zu transkulturellen Diffusionsprozessen filmischer Bilder und Bildformeln. Forschungsinteressen liegen im Bereich Bildwissenschaft und Bildtheorie, Filmsoziologie, Filmtheorie. Publikationen u.a. zu Foucault und Film (2012), zu filmischen Grenzvisualisierungen (»Cinema 57«, 2012), zu filmischen Städtebildern (2010; 2012); sowie in Vorbereitung zum dokumentarischen Animationsfilm.